Presse in Jena und anderswo über unsere Stadtführungen
"Mit Hobel und Bachantenzahn" - ein kleiner Bericht über eine wirklich lohnenswerte Stadtführung der anderen Art
Vielleicht lag es an dem ungemütlichen Wetter, daß sich heute leider nur etwa zehn Personen meist "älteren Semesters" eingefunden hatten, um dem Rundgang durch unsere Innenstadt mit anschließender Despositionszeremonie zu folgen.
Niemand geringeres als die beiden ersten Rektoren der hiesigen Universität - die Theologieprofessoren Victorinus Strigel und Johann Stigel alias Uta Lörzer und Fanny Rödenbeck in zeitgenössischer Gewandung - leiteten diesen und erzählten dabei Wissenswertes über das studentische Leben in Jena in den Gründungstagen der Uni - immer gewürzt mit den Anekdoten, die sich aus dem "bunten" Studententreiben jener Tage überliefert hat. Seien es die listigen Streiche, die mancher Student seinem Professor spielte, die wilden Fechtduelle, die manch junges Blut vor seiner Zeit die Radieschen von unten begucken ließen oder der Fakt, daß (fast) jede Entbindung eines unehelichen Kindes im Accouchierhaus die Exmatrikulation eines Studiosus nach sich zog - die Parallelen zum modernen Studentenleben, in dem ja (Gerüchten zufolge) auch viel gefeiert und gesoffen wird, zauberten immer wieder ein Schmunzeln in unsere Gesichter.
Unmittelbar an die Orte des Geschehens geführt, erfuhren wir nicht nur, was es mit dem Philister- und Spießbürgertum auf sich hat (Begriffe, die von Jena aus ihren Siegeszug durch ganz Deutschland antraten) und weshalb August der Starke, der sich selbst stets für unbesiegbar hielt, den Jenaer Fechtmeister Johann Wilhelm Kreußler nach dessen Sieg über ihn reich beschenkt nach Hause zurückkehren ließ.
Wieso Großherzog Carl August von Sachsen-Weimar unzüchtige Graffiti im Karzer kurzerhand zur Kunst erhob und weshalb ein jeder "Fuchs" (Studienanfänger) erst offiziell "gehobelt" werden mußte, ehe er sich Student nennen durfte könnt ihr auch weiterhin erfahren: www.gaestefuehrer-jena.de
Die Führung lohnt sich auf jeden Fall - für jeden derzeit/zukünftig/ oder Ex-Studierenden genauso wie für jeden Jena-Interessierten, der auf ein alternatives Erlebnis steht. Mit viel Witz und Liebe zum Detail wurde mir so (nachträglich gewissermaßen) eine Immatrikulation zuteil, wie sie sonst kein Student mehr erlebt!
(Aus dem SJ-Forum, Wanderfalke, vom 16.03.2008)