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Presse in Jena und anderswo über unsere Stadtführungen

10.01.2009

Gute Stube im Umzugsgepäck: Modelle der ältesten Jenaer Häuser erzählen Geschichten im Stadtmuseum

Von OTZ-Redakteur Michael Groß

Jena. Etwas abenteuerlich klingt es schon, dass man beim Umzug auch die vier Wände des Wohnzimmers einfach mitnimmt. Aber im späten Mittelalter war dies in Jena wirklich so, wie Fanny Rödenbeck erzählt. Da haben manche Familien ihre Holzbohlenstube - und das war oft das Schmuckstück eines Hauses - komplett zerlegt und im nächsten Haus wieder aufgebaut.

Aus diesem Grunde sind Bohlenstuben hin und wieder älter als die Häuser, in denen sie sich befinden. Ein Beispiel dafür ist die Rose in der Johannisstraße. Die dortige Bohlenstube stammt laut dendrochronologischer Untersuchungen (Altersbestimmung mit Hilfe der Jahresringe des verbauten Holzes) von 1530, während das Alter des Gebäudes auf 1574 zurückgeht.

Zu erfahren ist dies bei den wöchentlichen Führungen in der Sonderausstellung im Stadtmuseum über die ältesten Häuser der Jenaer Innenstadt. Als sachkundige Führerin berichtet dabei Fanny Rödenbeck, die über alte Markthäuser auch promoviert, anhand von zehn Modellen im Maßstab 1:20 über Geschichte und Geschichten dieser baulichen Schätze des alten Jena.

So kann sie auch von weiteren Bohlenstuben erzählen wie etwa der im Markt 16, wo die Tourist-Information jüngst erst ihr neues Zuhause erhalten hat, oder auch von der Sensation, die man 1994 in der Schloßgasse 1 (Ecke zur Saalstraße) entdeckte: Im 1. Stock stieß man auf eine Bohlenstube, deren Wände über Jahrhundert mit mehreren Tapetenschichten überklebt worden war. Darunter kamen vier Figuren zum Vorschein - Sinnbilder für die Begriffe Hohe Schule (Academia), Überfluss, Hilfe und Faulheit. Entstanden sei die Ausmalung 1751, so Frau Rödenbeck, im Auftrag einer Gesellschaft für Sprachpflege, die in jenem Haus eine Art Akademie der Wissenschaften gründen wollte, woraus jedoch, aus welchen Gründen auch immer, nichts wurde.

Interessantes gibt es aber auch über das alte Gasthaus Zur Sonne zu erfahren, dessen bauliche Anfänge sich bis ins 14. Jahrhundert zurückverfolgen lassen. Im Ursprung könnte die Sonne ein Adelssitz gewesen sein, Forscher nehmen an, dass einst den Lobdeburgern gehörte. Auch später war das Haus offenbar im Besitz bedeutender Persönlichkeiten. Laut Erhebung der Türkensteuer von 1592 gehörte der Inhaber zu den reichsten am Markt.

Aber auch, dass das die beiden Haushälften des Rathauses unterschiedlich hoch sind, im Hinterhaus der Rose der Ursprung des Universitätsarchivs vermutet wird und sich in der Göhre womöglich der erste Buchladen Jenas befunden hat, sind nebst anderen aufschlussreichen Dingen bei der Führung zu erfahren.

Weitere hier nicht genannte Modelle der Ausstellung sind die alte Universitätskirche, Markt 8 (Krawattenladen), Platanenhaus und Haus im Sack.

10.01.2009