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Presse in Jena und anderswo über unsere Stadtführungen

23.08.2009

Nötigung: Bier auf Pump - Die Wahrheit über die Grabinschrift des Burgkellerwirts

Jena. (tlz) Bekannt und beliebt ist die Geschichte von Gottlob Dietsch, dem Burgkellerwirt, der am 1. Mai 1836 den besonders bei Studenten beliebten Gasthof übernommen hatte. Dietsch soll seinerzeit die Studenten geradezu genötigt haben, ihr Bier auf Pump zu trinken. Und der Wirt hat angeschrieben, so genannte Pumpbücher geführt. Man sagte auch, dass er hin und wieder diesen und jenen Strich einfach mal eben hinzugefügt hat.

Wenn dann ein Student sein Studium in Jena beendet hatte, war es zumeist eine erkleckliche Summe, die noch beim Wirt zu bezahlen war. Dann gab's häufig Schuldscheine mit vereinbarter Verzinsung, ehe die Studenten ihren Studienort verließen. Alljährlich ging Gottlob Dietsch schließlich in den Ferien auf Tretreise, um die Schulden einzutreiben. Er zog von einem Schuldnerort zum nächsten und holte sich sein Geld. Den Überlieferungen nach soll er überall auf Kosten seiner Schuldner logiert haben.

So kam er im Jahr 1854 auch nach Brittnau in der Schweiz, wo er bei dem Theologen Johann Jakob Baumann, der in Jena studiert hatte, Geld eintreiben wollte. In dem Schweizer Städtchen ist Gottlob Dietsch an der Cholera erkrankt und verstorben.

In Jena wird immer wieder erzählt, dass auf dem Grabstein von Gottlob Dietsch gestanden habe 'Hier ruht Gottlob Dietsch Gastwirt aus Jena. Er war ein Gläubiger', erzählt Uta Lörzer, die gemeinsam mit ihren Kolleginnen aus dem Gästeführerverein Stadtführungen in Jena anbietet. Sie liebe es, bei den Führungen alle Sinne der Leute anzusprechen. Deshalb habe sie nach Brittnau geschrieben und angefragt, ob es nicht ein Foto von dem Grabstein des Jenaer Gastwirts gebe. Und sie habe Antwort vom Brittnauer Ortschronisten bekommen.

Er hat mir einen Auszug aus der Totenrodel, so heißt dort das Sterbeverzeichnis, geschickt. Da kam als erstes heraus, dass Gottlob Dietsch nicht am 15. November 1856, wie hier immer wieder erzählt und geschrieben wird, sondern bereits am 11. September 1854 gestorben ist, übrigens im Wirtshaus, sagt Uta Lörzer. Wenngleich der Brittnauer Friedhof 1886 verlegt worden, der Grabstein also nicht mehr vorhanden sei, gebe es aber noch die Grabinschrift, ebenfalls aufgeschrieben im Brittnauer Rodel. Und da sei keine Rede vom Gläubiger. Der ehemalige Dorfchronist von Brittnau hat die Inschrift festgehalten: Hier ruht Gottlob Dietsch aus Jena, geboren am 10. August 1795, gestorben am 11. September 1854. Ein Fremder warst du und ein Gast dahier, leicht sei die fremde Erde dir.

Nun hat zwar Stadtführerin Uta Lörzer immer noch kein Foto vom Grabstein, aber eine Kopie der Inschrift, wie sie wirklich gelautet hatte, und dazu das tatsächliche Sterbedatum des Jenaer Gastwirt-Originals.

Barbara Glasser / 23.08.2009 / TLZ